3D Druck ist ein beliebtes Hobby und die Profession vieler Menschen weltweit. Vor jedem 3D Druckvorgang müssen viele Faktoren beachtet werden. Besonders im professionellen Bereich sind mehrere Schritte notwendig, damit ein Modell gedruckt werden kann. Doch was muss vor dem Drucken alles geschehen? Neben Kalibrierungen und Hardwareoptimierungen muss vor allem das Modell selbst erstellt werden. Wir beschäftigen uns in dieser Anleitung mit den ersten Schritten von 3D Modellierung und den dafür erforderlichen Voraussetzungen. Auch die Vor- und Nachteile sowie best Practice Szenarien werden abgedeckt. Nicht jeder begeisterte 3D Maker ist automatisch ein exzellenter 3D Modellierer. Es erfordert daher Übung und Geschick, zum Teil auch Kreativität und Spaß an der Arbeit um ansehnliche 3D Modelle erstellen zu können.

Warum 3D modellieren?

Bevor man mit dem Gedanken spielt, selbst mit dem 3D modellieren zu beginnen, sollte man sich die Frage stellen, warum man das tun möchte. Geht es dabei darum, ein Objekt zu verbessern, vollkommen neue Komponenten zu schaffen oder einfach um die Begeisterung zum 3D Druck- und Modellierungsbereich? Viele Gründe sprechen dafür, eigene Objekte anzufertigen. Wir zeigen frei nach dem Motto „was sind die Vorteile von 3D Modellierung?“ beliebte und sinnvolle Argumente, die die Idee von eigenen Modellen unterstützen. Ebenso erwähnen wir Begründungen dafür, mit welchen Vorstellungen man nicht beginnen sollte, mit 3D Modellierung zu beginnen.

Vorteile von 3D Modellierung

  • Die Erstellung von Objekten nach Wunsch ist jederzeit möglich.
  • Das Herunterladen und Verändern von vorhandenen Modellen (üblicherweise .stl Dateien) kann problemlos durchgeführt werden. Als Anlaufstelle bieten sich große 3D Modellierungscommunities wie Thingiverse oder YouMagine.
  • Beschädigte Modellierungsdateien können theoretisch repariert oder bearbeitet werden.
  • Bereits gedruckte Objekte können in mehreren Zyklen optimiert werden.
  • Man erlangt tiefe Einblicke in die Welt des 3D Druckens und lernt die Arbeit von Modellierern zu schätzen.
  • Auch der Verkauf von 3D Modellen ist auf diversen Portalen möglich. Viele Maker haben sich damit bereits selbstständig gemacht, sind künstlerisch aktiv oder manche Unternehmen bieten diverse .stl Dateien als Zusatz an.

Nachteile/Falsche Vorstellungen von 3D Modellierung

  • Das rasche Erstellen von komplexen 3D Modellen ist ein Irrglaube. Für ernstzunehmende 3D Modellierung ist viel Übung und Erfahrung notwendig. Nichtsdestotrotz gibt es benutzerfreundliche Software, die bei der Erstellung von einfachen Objekten hilft.
  • Vorhandene Modelle herunterzuladen und selbst einfach weiterzuverkaufen, ist in vielen Fällen nicht möglich. Wie die meisten Objekte und Dateien, sind auch 3D Modelle urheberrechtlich geschützt und in vielen Fällen wird auch die kommerzielle Weiterverbreitung ausdrücklich untersagt.
  • Die Korrektur von kleinen Unschönheiten in einem Modell kann deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen, als man denkt. Das trifft vor allem dann zu, wenn man noch recht neu in der Materie ist.
  • Nicht jede 3D Modellierungssoftware ist in der Lage einen passenden Dateityp für jeden 3D Drucker zu erstellen. Sollte man mit einem ganz bestimmten Drucker arbeiten wollen, empfiehlt es sich im Vorfeld zu prüfen, ob das eingesetzte Modellierungstool auch Kompatibilität aufweist. Eines der gängigsten Dateiformate ist .stl.

Wie am besten 3D modellieren?

Bei der Frage nach 3D Modellierungstipps gehen die Meinungen oft weit auseinander. Während besonders kreative Köpfe, Künstler und erfahrene Experten ganz bestimmte Handlungsabläufe haben, tendieren Einsteiger eher dazu, nach eigenem Ermessen zu handeln. Daran ist ach grundsätzlich nichts falsch. Wichtig ist nur, einen Workflow zu finden, der den persönlichen Bedürfnissen entspricht. Dabei spielt auch das 3D Modellierungstool eine wichtige Rolle. Für das Segment gibt es unzählige Tools, die zum Einsatz kommen können. Besonders hervorzuheben sind jene, die in 3D Communities bereits große Beliebtheit erlangt haben, die benutzer- und einsteigerfreundliche Oberflächen und ein großes Maß an Funktionalität aufweisen. Wir stellen die besten 3D Modellierung Tools im Anschluss vor.

Empfehlenswerte 3D Modelliersoftware

 

Tinkercad

Das Webinterface der Tinkercad 3D-Modellier Software
Tinkercad 3D-Modellier Software, die mit Hilfe eines Browsers läuft

Das Webinterface Tinkercad wurde vom Unternehmen Autodesk entwickelt. Da es sich um ein Webinterface handelt, ist das Tool nur über den Browser abrufbar. Das hat den großen Vorteil, dass es ohne Installation auf jedem Computer sofort einsetzbereit ist. Selbst Smartphones und Tablets können verwendet werden, um mit Tinkercad zu arbeiten. Das besonders einsteigerfreundliche 3D Tool bietet viele Standardformen, die man selbst erstellen und bearbeiten kann. Auch das Hochladen von bereits vorhandenen Modellen ist möglich. Die Bearbeitungsmöglichkeiten sind detailliert und lassen viele Abänderungen zu. Tinkercad zeigt gekonnt, dass nicht immer komplexe Systeme notwendig sind, um rechenintensive CAD Jobs zu erledigen. Wir empfehlen die Modelliersoftware besonders für Einsteiger und raten besonders bei kleinen Änderungswünschen von Objekten dazu, erst dieses Tool auszuprobieren, bevor man andere Software installiert oder kommerzielle Produkte kauft.

SelfCAD

Für Einsteiger hat sich das 2017 erschienene 3D Tool SelfCAD rasch zu einer beliebten Option entwickelt. Die US-amerikanische Software für 3D Modellierung stellt ein Software as a Service Produkt dar und kann somit online abgerufen werden. Damit ist auch keine Installation am lokalen Computer erforderlich, was Ähnlichkeiten zu Tinkercad aufweist. Der große Vorteil bei einer SaaS Lösung ist, dass ein mächtiger Funktionsumfang zur Verfügung steht und im Gegensatz zu einer simplen Webapplikation deutlich mehr Optionen gegeben sind. Sowohl für Designer als auch Hobby-Maker gibt es genügend Einsatzzwecke von SelfCAD. Wichtig ist, wie bei vielen Tools, dass eine gewisse Einarbeitungsphase unabdingbar ist. Ein Nachteil von SelfCAD ist, dass es sich nicht um ein kostenloses, sondern ein kommerzielles Produkt handelt. Wie es für SaaS Lösungen üblich ist, ist hier kein einmaliger Betrag zu bezahlen. Das 3D Modelliertool kann auf Basis von monatlichen oder jährlichen Raten gemietet werden wodurch es für den bezahlten Zeitraum zur Verfügung steht. Obwohl die Software sehr benutzerfreundlich aufgebaut ist und ein umfassendes Funktionsset zur Verfügung stellt, eignet es sich für Einsteiger aufgrund des Kostenpunktes nicht in jedem Fall. Besonders wenn man bereits mit anderen 3D Tools ins Berührung gekommen ist, die für die persönlichen Bedürfnisse angemessen erscheinen, entpuppt sich eine kostenlose Lösung unter Umständen als mindestens so effizient, wie eine kostenpflichtige.

Morphi

Neben SelfCAD stellt auch die 3D Software Morphi ein Tool aus amerikanischer Hand dar. Trotz der ursprünglichen Entwicklung für mobile Geräte – speziell für Tablets – ist Morphi inzwischen auch für Windows und Mac verfügbar. Die Modellierungssoftware bedient sich einer Art Freemium Modell. Das bedeutet, dass die Grundsoftware kostenlos ist. Spezielle Funktionen oder zusätzliche Werkzeuge, die in der Basisversion nicht vorhanden sind, müssen jedoch bezahlt werden. Mit diesem Plan hoffen die Entwickler darauf, dass Interessenten mit der Basisfunktionalität gelockt werden können und im Anschluss die weiterführenden Optionen benötigen. Allgemein gesprochen ist es allerdings wichtig zu erwähnen, dass die Basisfunktionalität viele Möglichkeiten eröffnet und somit keine groben Einschränkungen aufweist. Sollte man das Tool erwerben wollen, besteht die Option, sich eine Bildungslizenz zuzulegen, sofern man den Anforderungen dafür entspricht. Damit kommt Morphi vor allem Schulen, Hochschulen und Forschungsinstituten näher, bei denen die Software vermarktet werden soll. Das simple Design und die einfache Art, mit dem 3D Tool zu arbeiten machen Morphi zur idealen Software für Einsteiger, bietet aber auch für Fortgeschrittene genügend Möglichkeiten, sich auszutoben.

SketchUp

Für einen dualen Weg hat sich bei der hauseigenen Software das Unternehmen LastSoftware entschieden. SketchUp gibt es in zwei unterschiedlichen Fassungen: in einer kostenlosen Basisversion und einer kostenpflichtigen Pro Version. Es ist wenig überraschend, dass die Pro Version gegenüber der Basisvariante Zusatzfunktionen aufweist. Dennoch kann auch mit SketchUp Make – so lautet der vollständige Name der gratis Variante – gut 3D modelliert werden. Nach Angaben des Herstellers ist SketchUp Make nur für Schüler, Studenten und Personen, die im Bildungssektor arbeiten kostenlos. Überprüft wird das allerdings nicht, was die Vermutung nahelegt, dass die Entwickler die Verbreitung der kostenlosen Version ohnehin begrüßen. Das 3D Tool wurde im Jahr 2006 von Google übernommen, weshalb bereits seit längerem alle Anweisungen von dieser Warte kommen. LastSoftware hingegen hat SketchUp ursprünglich als Architektensoftware eingeführt. Obwohl dieser Grundgedanke auch heute noch besteht, wurde der Fokus nun ganz klar auf 3D Druckzwecke und Templating für 3D Design gelegt. Das zeigt das Tool auch ganz gut beim Anlegen eines Projekts. Mit Hilfe einer Vorlage kann der gewünschte Einsatzzweck ausgewählt werden. Auf diese Weise wird es ermöglicht, dass mehrere Personen gemeinsam – jedoch nicht gleichzeitig – an einer Datei arbeiten. Der springende Punkt ist, dass ein Architekt an einem anderen Teil oder auch von der Herangehensweise nicht auf die gleiche Weise arbeitet, wie ein Designer für innovative Ideen. Diese Voreinstellungen für Projekte machen SketchUp ideal für den Einsatz in branchenspezifischen Unternehmen.

 

Du hast es selbst in der Hand…und in der Maus

Ob und wie man 3D modellieren möchte, hat letztlich jeder selbst in der Hand. Das beste Tool macht aus einem Neuling noch keinen 3D Experten. Wie in vielen anderen Disziplinen ist auch hier eine Einarbeitungsphase notwendig, Kreativität gefragt und eine kleine Portion Talent empfehlenswert. Was aber ebenfalls gilt ist die Tatsache, dass Übung stets den Meister macht und mit dem Testen mehrerer 3D Software Tools viele unterschiedliche Einblicke auf Arbeitsweisen im Umgang mit 3D Modellen einhergehen. Nach dem erfolgreichen Konzeptionieren von 3D Modellen geht es an das Drucken. Obwohl manche Modelliersoftware in der Lage ist, Objekte zu slicen und in Maschinencode umzuwandeln, benötigt es in vielen Fällen eine eigenständige Software für den 3D Drucker. Eine Übersicht dazu geben wir hier.